Bernd Joppichs Weblog


Deutschpop-Festival

MMF3, Modul 1, Aufgabe 2

Deutschpop-Festival

Welche Gruppen oder Interpreten könnten zum Deutschpop-Festival eingeladen werden, das demnächst vom Goethe-Institut veranstaltet wird? Ich möchte den Veranstaltern des Festivals empfehlen, als ersten Interpreten Uwe Kind einzuladen. Wahrscheinlich renne ich bei ihnen offene Türen ein. Aber es könnte ja doch einige Besucher geben, die – wie ich – partiell hinter dem Mond leben und von Uwe Kind (bis zum MMF3-Kurs) noch nie etwas gehört haben. Ich wäre einfach neugierig auf seinen Auftritt. Für das Festival selbst wäre er eine große Bereicherung, er wäre Star und Motivator, könnte Lehrern und Lernern etwas geben.

Zunächst einige biografische Angaben. Uwe Kind ist Deutschlehrer und lebt in New York. Näheres zur Biografie kann man in seiner Homepage nachlesen.

Sein didaktischer Ansatz ist es, das Erlernen einer Fremdsprache mit Musik und Körpereinsatz zu verbinden. Dazu gibt es eine zusammenfassende Darstellung aus dem „Tagesspiegel“ von Nike Weiss.

Seine SingLing-Methode besteht darin, vertraute Melodien mit neuen Texten zu unterlegen: eine Methode, die im Prinzip in den verschiedensten Situationen bei den verschiedensten Aufgabenstellungen anwendbar ist, sehr variabel anwendbar. Auf seiner Homepage sind Hörbeispiele auf einem Sampler zusammengestellt (Man muss anklicken: „Click to hear a 2 minute sampler of Lingo Tech Deutsch!“).

Einen sehr guten Eindruck von Uwe Kinds inspirierenden Auftritten vermittelt ein Video, das in Lesvos gemacht wurde. Dass die Methode auch gut funktioniert, wenn der Meister selbst gar nicht auf der Bühne ist, sieht man hier.

Hier der Titel „Du bist eine Nummer“, unterlegt mit einer Collage von Uwe Kind. Und daneben ein Ausschnitt aus einer Veranstaltung. – Das ist der Text zum Song.

Man sieht es und kann es spüren, wie lebendig Lernen mit Musik sein kann. Ich glaube deshalb, dass die vielen Deutsch lernenden Besucher des Festivals voll auf ihre Kosten kommen werden, wenn Uwe Kind eingeladen wird. Er kann ganz offenbar sein Publikum mitreißen, verzaubern und – ganz nebenbei – auch einige Deutschkenntnisse vermitteln. – Wie gut er bei Fachkollegen ankommt, zeigt auch eine kurze Rezension von R. Donath (Uwe Kind: Deutschlehrer-Kongress Athen, 18. – 20. 4. 2008″).

Ich selbst würde ihn gerne live erleben, um vielleicht auf diese Weise einiges abkupfern und auf meinen Unterricht übertragen zu können. Bei mir im Unterricht wird es ganz gewiss nicht so lebhaft zugehen wie in den Videoclips. Aber ich finde, es ist eine interessante Aufgabe für mich, etwas von der großen Lebendigkeit dieser Auftritte ins stillere Klassenzimmer herüberzuholen. Und für das Festival wäre Uwe Kind allemal ein großer Gewinn.

Ich würde zum Festival als zweite Gruppe die Singphoniker einladen. Diese Gruppe gehört nicht zu den Deutschpop-Interpreten im engeren Sinn. Sie besteht seit 1980, als sich sechs Sänger während des Musikstudiums an der Münchner Musikhochschule kennen gelernt und nach dem Vorbild der Comedian Harmonists ein Gesangs-Sextett gegründet haben, das – in wechselnder Besetzung – bis heute fortbesteht.

Die Gruppe hat ein ganz breites Repertoire vom gregorianischen Choral über Kammermusik der Klassik und Romantik bis zu Volksliedern und Popmusik. – Einige Informationen über künstlerisches Wirken, Mitglieder des Ensembles und gewonnene Preise findet man in der Wikipedia.

Und das ist das Ensemble.

Ich finde, dass diese Gruppe dem Festival einen besonderen Farbton geben könnte. Ich hatte das Glück, sie einmal live zu erleben, am 30. November 2002 in der Mannheimer Schlosskirche. Es war ein Abend mit dem Titel „Hoffnung“. Mitwirkende waren die Singphoniker, Godehard Joppich als Dirigent und der Schauspieler Uwe Friedrichsen als Sprecher. Dargeboten wurde gregorianische Musik, also eine Musik, die vor ungefähr tausend Jahren in den europäischen Kirchen und Klöstern gesungen wurde.

Für mich wurde es ein ganz außergewöhnlicher Abend. Texte und Gesänge wurden abwechselnd vorgetragen. Das Thema war: Abstieg in immer größere Hoffnungslosigkeit und Gottesferne; Wendepunkt und Aufstieg in eine vorsichtige, neue Gewissheit. Für uns Zuhörer war es ein geradezu bezwingendes Erlebnis, diesen Weg mitzugehen. Friedrichsen hat seine Texte in einem selbstverständlichen, dramatischen Gestus vorgetragen, wodurch er die Musiker zu immer größerer Intensität des Vortrags stimulierte. Die Singphoniker entwickelten, angetrieben von einem großartig agierenden Dirigenten, einen genauen, intensiven Gesamtklang, ungeheuer farbig und differenziert. Man muss wissen, dass es zur Zeit der Gregorianik keine Harmonien, keine Mehrstimmigkeit gab, sondern dass die ganze Aussage in der musikalischen Linie, in der exakt realisierten Einstimmigkeit lag. Gesänge des ganzen Ensembles, Solopartien und Gesänge von Teilen des Ensembles wechselten miteinander ab. In Erinnerung ist mir noch das machtvoll-sehnsuchtsvolle Tenor-Solo „Deus, Deus meus, respice in me: quare me derelinquisti?“, das den Punkt größter Hoffnungslosigkeit und zugleich den Wendepunkt markierte. Unvergesslich auch Friedrichsens Lesung der Schluss-Sequenz von Borcherts Drama „Draußen vor der Tür“.

Ich habe zur gregorianischen Musik erfahren, dass die Menschen damals Musik anders gehört haben müssen als wir heute. Bestimmte Abfolgen von Tönen, von einer kleinen Sängergruppe vorgetragen, konnten damals beim Hörer eine solch mächtige Wirkung entfalten, wie man das bei heutigen Zuhörern nur mithilfe von Fortissimo-Passagen eines großen Orchesters erreichen kann. Die Singphoniker haben das in Mannheim überzeugend demonstriert.

Der Musikkritiker, der das Konzert besuchte, schrieb damals im „Mannheimer Morgen“: „… auch hier zeigten die Singphoniker, dass „Komponisten“ von damals Stimmungsinhalte in Musik setzen konnten; mit nahezu moderner Melodienführung und großem Ambitus (= Umfang der Melodie, vom höchsten bis zum tiefsten Ton) …, oder gleichermaßen euphorisch und inbrünstig …“

Beim Festival des Goethe-Instituts sollten die Singphoniker natürlich keine Gregorianik vortragen, sondern ich stelle mir eine Mischung von Schubert-Liedern, Volksliedern und einigen Pop-Songs vor, soweit es welche mit deutschen Texten gibt. Dass die Singphoniker tatsächlich nicht nur „ernste“ Musik machen, kann man an den Konzertberichten ablesen, die von ihrer Homepage als PDF herunterladbar sind. Interessant für das Festival sind die Berichte über ein Konzert in Nürnberg und in Seeon: Man sieht daran, dass die Singphoniker echte Crossover-Musiker sind, für die es die Trennung zwischen ernster und leichter Musik gar nicht gibt. – Eine CD mit Volksliedern haben sie im Jahr 2006 aufgenommen.

Videocips von Auftritten der Gruppe waren im Internet leider nicht auffindbar. Doch es gibt kurze Hörproben: einmal auf der Homepage, aber eigentlich nur als Erinnerungs-Sequenz für Leute, die die Gruppe schon kennen. Es gibt auch kurze Hörproben aus der Volkslieder-CD. Dazu muss man auf der entsprechenden Webseite „Hörproben“ anklicken und dann den gewünschten Track. Der Form halber  gebe ich hier auch noch den Text des ersten Lieds auf der CD an: Die Loreley. – Ebenso gibt es Hörproben aus einer CD mit europäischen Weihnachtsliedern.

Beim ersten Hören mag der Klang des Ensembles auf Hörer, die mit klassischer europäischer Musik nicht vertraut sind, vielleicht ein wenig künstlich und steril wirken. Aber wenn man sich einmal darauf einlässt, bemerkt man irgendwann, wie farbig und dynamisch abwechslungsreich diese sechs Sänger ihre Musik vortragen können.

Zwei bekannte Deutschpop-Gruppen, und dazu Uwe Kind und die Singphoniker – das wäre für viele Besucher, und ich denke hier insbesondere an Ausländer, die in Deutschland Deutsch lernen, ganz bestimmt ein ganz außergewöhnliches Musikfestival.

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1 Kommentar so far
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Hallo Bernd,
danke für die ausführliche Bearbeitung der Aufgabe. Tolle Vorschläge, zwei von ihrer Musik und ihrem Stil her ganz verschiedene Gruppen! Ich finde, die Mischung macht`s. Würde auf jeden Fall hingehen 🙂
LG Caroline

Kommentar von Caroline Wissa




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